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Die physische und psychische Gesundheit junger Beschäftiger wird aufgrund des demographischen Wandels immer wichtiger, da die Unternehmen auf die langjährige Erwerbsfähigkeit ihrer Beschäftigten angewiesen sind. Um diese zu erhalten, müssen die Problemlagen junger Beschäftigter frühzeitig in den Blick genommen werden.
Hintergrund
Der Ausdruck Wandel der Arbeit wird meistens benutzt, um zum einen erweiterte Handlungsspielräume der Beschäftigten, aber auch neu entstandene Risiken durch Arbeit zu beschreiben. Insbesondere durch die persönliche Erfahrung von Restrukturierungsmaßnahmen und die häufig damit einhergehenden Veränderungen der Arbeitsbedingungen wurden bei vielen Beschäftigten psychische Belastungen hervorgerufen. Der Begriff der Belastung bezeichnet an dieser Stelle ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und zur Verfügung stehender Ressourcen, die zur Bewältigung genutzt werden können. Dieses Ungleichgewicht wird häufig auch als Stress benannt.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die Belastungsempfindungen von denjenigen aussehen, die den Wandel der Arbeit noch nicht selbst miterlebt haben. Die Rede ist von jungen Arbeitnehmern (25–35 Jährige), die erst in den letzten Jahren in den Arbeitsmarkt eingetreten sind.
Gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels erhält die Situation junger Arbeitnehmer eine besondere Bedeutung. Zukünftiger unternehmerischer Erfolg ist in hohem Maße auch von der physischen und psychischen Gesundheit junger Arbeitnehmer abhängig.
Junge Erwerbstätige befinden sich noch im Entwicklungsprozess der eigenen Erwerbsorientierung. Die Erwerbsorientierung einer Person bezieht sich auf Ansprüche und Erwartungen an die Arbeit, aber auch auf Strategien und Absichten zur Gestaltung von Arbeit und den Umgang mit möglichen Folgen wie z. B. Belastungsempfindungen. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und Erwartungen an Arbeit, die seine Lebensplanung beeinflussen können. So wirkt sich z. B. die Bedeutung von Arbeit auch auf das Familienleben aus.
Insbesondere junge Arbeitnehmer sollten sich daher bereits am Anfang ihres Erwerbslebens fragen, was sie beachten müssen, damit ihre Bedürfnisse und Erwartungen an die Gestaltung von Arbeit erfüllt werden können. Auch die Wahrnehmung von Problemen ist dabei sehr wichtig. Die frühzeitige Analyse der Problemlagen junger Beschäftigter und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien bietet die Möglichkeit, langfristige Wirkungen zu erzielen und die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten.
Um beurteilen zu können, ob und wenn ja welche Maßnahmen notwendig sind, um junge Arbeitsnehmer schon frühzeitig vor den Belastungen zu schützen, die eine sich wandelnde Arbeitswelt mit ihren besonderen Anforderungen mit sich bringt, ist es notwendig, zunächst die Erwartungen und Ansprüche an Erwerbsarbeit aber auch Belastungserscheinungen und vorhandene Bewältigungsstrategien (Coping-Strategien) junger Erwerbstätiger in den Blick zu nehmen. Von zentraler Bedeutung sind dabei das Leistungsverständnis der jungen Beschäftigten und die an sie gestellten Leistungsanforderungen.
Leistungsverständnis und Leistungsanforderungen junger Beschäftigter
Eine qualitative Befragung von 14 Beschäftigten in unterschiedlichen Branchen im Alter von 25–35 mit höherem Bildungsabschluss hat gezeigt, dass viele junge Beschäftigte die Erwartung an sich haben, durchgängig das Beste zu geben und bestmögliche Arbeit zu verrichten. Diese Erwartung korrespondiert mit ihrem verinnerlichten Leistungsverständnis, nach dem Leistung ausschließlich am Endprodukt und an Marktkriterien wie beispielsweise Umsatzzahlen gemessen wird und über die Zeit hinweg gesteigert werden sollte. Dieser hohe Anspruch an das Leistungsvermögen kann zur Belastung werden, wenn die eigenen Erwartungen nicht realisiert werden können, weil die Ressourcen nicht in unbegrenztem Maße vorhanden sind.
Diese Gefahr findet aber häufig wenig Beachtung. Viele junge Beschäftigte haben die Vorstellung, dass ihre Leistungsfähigkeit umfassend und grenzenlos ist. Sie arbeiten nach dem Motto „Gebt mir noch mehr Aufgaben und ich zeig Euch, dass es trotzdem irgendwie funktioniert.“ (Zitat einer Befragten).
Die Anforderungen, die an junge Beschäftigte gestellt werden, sind sehr vielfältig und beziehen sich zum einen auf Fachwissen, zum anderen aber auch auf persönliche Kompetenzen. Die Erweiterung der Leistungserwartungen von fachlichen auf individuelle und persönliche Kompetenzen
wird in der Industrie- und Arbeitssoziologie unter dem Begriff der Subjektivierung von Arbeit diskutiert. Darunter fallen beispielsweise Anforderungen wie Intuition, Empathie, Selbstorganisation, Koordination und die Übernahme von Verantwortung. Die Subjektivierung von Arbeit wird häufig sehr ambivalent bewertet, da die erweiterten Handlungsspielräume auf der einen Seite sehr positiv bewertet werden, die Verlagerung umfassender Verantwortung für viele Beschäftigte aber zu Überforderung führen kann.
In enger Verbindung mit dem hohen Leistungsanspruch steht die Problematik junger Erwerbstätiger, Belastungssymptome als solche wahrzunehmen.
Belastungssymptome werden als solche nicht wahrgenommen
Den Betroffenen fällt die Wahrnehmung und Anerkennung von Belastungen häufig schwer. Den Leistungsanforderungen steht bei jungen Erwerbstätigen ein Selbstkonzept gegenüber, in dem Belastungen nicht enthalten sind, sodass sich ein Bruch zwischen Handlungs- und Deutungsebene der Individuen beobachten lässt. Das bedeutet, dass die Betroffenen sich anders verhalten und handeln, als es aufgrund ihrer eigenen Situationsbeschreibungen zu erwarten wäre. So geben viele junge Erwerbstätige beispielsweise an, dass sie sehr viel Spaß bei der Arbeit haben und bewerten ihre Arbeit insgesamt sehr positiv. Gleichzeitig beschreiben einige von ihnen aber, dass sie nach der Arbeit vor Erschöpfung weinen müssen bzw. nicht abschalten können und so keine emotionale Distanz herstellen können. Dies kann soweit führen, dass die Betroffenen unter körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Magenschmerzen oder ähnlichem leiden.
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